Veranstaltung
Hirschfaktor. Die Kunst des Zitierens (Eröffnung)
Fr, 21.10.2011 19:00 Uhr CEST
- Ort
- Foyer
Jede kulturelle Produktion wie Kunst, Literatur, Musik, Philosophie entsteht im Kontext einer Tradition – selbst wenn sie mit ihr bricht.
Seitdem sich Menschen künstlerisch betätigen, verweisen sie in ihrer Kunst auf eigene Werke, viel häufiger jedoch auf die anderer Künstler. Die Kunst vergangener Jahrhunderte richtete sich in diesem Sinne oftmals an den weltgewandten Connaisseur, der die Anspielungen erkannte. Aufgrund seiner Bildung verstand er die verwendeten Zitate und ließ sich mit dem Werk damit auch gleich sein eigenes Wissen bestätigen. Im 20. Jahrhundert ist der Kanon der »zitierfähigen« Vorlagen zugunsten einer Vielzahl von Zitatvorlagen aus der gesamten menschlichen Lebenswelt erweitert worden. So kommt es in der zeitgenössischen bildenden Kunst zunehmend zu einer Verwebung von Kunst, Design und vor allem auch Werbung. Vorläufer hierzu waren Vertreter der klassischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Zitat kann in diesem Zusammenhang als die wichtigste Form der Aneignung im künstlerischen Schaffensprozess angesehen werden.
Die Ausstellung »Hirschfaktor. Die Kunst des Zitierens« untersucht anhand einer Auswahl charakteristischer Werke aus den mit dem ZKM kooperierenden privaten Kunstsammlungen, wie sich künstlerisches Schaffen und die Strategien der Künstler gewandelt haben. Wie haben sich innerhalb der vergangenen vier Jahrzehnte Stil-, Form- und Motivvorlagen verändert? Im Zuge der Diskurse um den Originalitätsanspruch von Kunstwerken und der Rolle des Autors gab es in den 1970er-Jahren zahlreiche Ausstellungen zu den Themen Original, Nachbild, Zitat und Kopie. Heute – vor dem Hintergrund einer uneingeschränkten Verfügbarkeit von Bildern und der zunehmenden Verdichtung von Zitaten in der aktuellen Kunst – scheint ein erneuter Blick auf dieses Thema sinnvoll und erforderlich.
„Ein Bild ist ein Gewebe von Zitaten aus den zahllosen Ecken der Kultur.“
(Sherrie Levine)
Der Begriff des Hirsch-Faktors wird hier aus der Wissenschaft entlehnt: benannt nach dem amerikanischen Physiker Jorge Hirsch, wird der Faktor aus der Schnittmenge der Anzahl der Publikationen eines Wissenschaftlers und der Menge der daraus verwendeten Zitate errechnet. Der Hirsch-Faktor gibt damit den »Wert« des Wissenschaftlers wieder.
Im Gegensatz zu dieser Methode des wissenschaftlichen Rankings geht es in der Ausstellung jedoch nicht darum, zu ermitteln, wie oft etwa Kasimir Malewitschs »Schwarzes Quadrat« oder Piet Mondrians »Streifenbilder« in der Kunst zitiert worden sind. Im Fokus der Ausstellung steht vielmehr eine Präsentation der unterschiedlichsten Verfahren künstlerischer Aneignung von Stilen, Formen oder Motiven, der Verwendung von Materialien, von Vorlagen aus der Populärkultur, aus der Warenwelt, der Kunst, der Politik etc.
Die Strategie des Zitierens ist als Teil einer kritischen Auseinandersetzung mit der Rezeptionsgeschichte bestimmter, oftmals stilprägender Situationen zu verstehen. Was wurde aus den ehemaligen künstlerischen, gesellschaftlichen oder politischen Vorstellungen und Absichten, mit denen ein Kunstwerk konnotiert war oder noch ist? So durchläuft die eine oder andere Ikone der Moderne zuweilen mehrere Medien, bis sie in und mit einem neuen Werk wieder in den Kunstkontext zurückkehrt. Ironie und Humor sind dabei oftmals Begleiter der neuen, diskursiven Setzungen der Künstler.
Gegliedert ist die Ausstellung entsprechend der Quellen der verschiedenen Zitate aus Kunst, Design, Politik, Religion, Werbung und Konsum. Dass es dabei zu Überschneidungen kommt, ist gewollt und entspricht dem Wesen der aktuellen Kunst. Um den Werken nicht eine eindimensionale Lesart aufzuzwingen, wird auf eine Kennzeichnung der Bereiche in der Ausstellung allerdings bewusst verzichtet.
Dem Ausstellungsbesucher bietet sich mit »Hirschfaktor. Die Kunst des Zitierens« die Möglichkeit, in einem faszinierenden Spektrum von Bildfindungen ebenso Neues in der zeitgenössischen Kunst zu entdecken wie Vertrautem zu begegnen.
Seitdem sich Menschen künstlerisch betätigen, verweisen sie in ihrer Kunst auf eigene Werke, viel häufiger jedoch auf die anderer Künstler. Die Kunst vergangener Jahrhunderte richtete sich in diesem Sinne oftmals an den weltgewandten Connaisseur, der die Anspielungen erkannte. Aufgrund seiner Bildung verstand er die verwendeten Zitate und ließ sich mit dem Werk damit auch gleich sein eigenes Wissen bestätigen. Im 20. Jahrhundert ist der Kanon der »zitierfähigen« Vorlagen zugunsten einer Vielzahl von Zitatvorlagen aus der gesamten menschlichen Lebenswelt erweitert worden. So kommt es in der zeitgenössischen bildenden Kunst zunehmend zu einer Verwebung von Kunst, Design und vor allem auch Werbung. Vorläufer hierzu waren Vertreter der klassischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Zitat kann in diesem Zusammenhang als die wichtigste Form der Aneignung im künstlerischen Schaffensprozess angesehen werden.
Die Ausstellung »Hirschfaktor. Die Kunst des Zitierens« untersucht anhand einer Auswahl charakteristischer Werke aus den mit dem ZKM kooperierenden privaten Kunstsammlungen, wie sich künstlerisches Schaffen und die Strategien der Künstler gewandelt haben. Wie haben sich innerhalb der vergangenen vier Jahrzehnte Stil-, Form- und Motivvorlagen verändert? Im Zuge der Diskurse um den Originalitätsanspruch von Kunstwerken und der Rolle des Autors gab es in den 1970er-Jahren zahlreiche Ausstellungen zu den Themen Original, Nachbild, Zitat und Kopie. Heute – vor dem Hintergrund einer uneingeschränkten Verfügbarkeit von Bildern und der zunehmenden Verdichtung von Zitaten in der aktuellen Kunst – scheint ein erneuter Blick auf dieses Thema sinnvoll und erforderlich.
„Ein Bild ist ein Gewebe von Zitaten aus den zahllosen Ecken der Kultur.“
(Sherrie Levine)
Der Begriff des Hirsch-Faktors wird hier aus der Wissenschaft entlehnt: benannt nach dem amerikanischen Physiker Jorge Hirsch, wird der Faktor aus der Schnittmenge der Anzahl der Publikationen eines Wissenschaftlers und der Menge der daraus verwendeten Zitate errechnet. Der Hirsch-Faktor gibt damit den »Wert« des Wissenschaftlers wieder.
Im Gegensatz zu dieser Methode des wissenschaftlichen Rankings geht es in der Ausstellung jedoch nicht darum, zu ermitteln, wie oft etwa Kasimir Malewitschs »Schwarzes Quadrat« oder Piet Mondrians »Streifenbilder« in der Kunst zitiert worden sind. Im Fokus der Ausstellung steht vielmehr eine Präsentation der unterschiedlichsten Verfahren künstlerischer Aneignung von Stilen, Formen oder Motiven, der Verwendung von Materialien, von Vorlagen aus der Populärkultur, aus der Warenwelt, der Kunst, der Politik etc.
Die Strategie des Zitierens ist als Teil einer kritischen Auseinandersetzung mit der Rezeptionsgeschichte bestimmter, oftmals stilprägender Situationen zu verstehen. Was wurde aus den ehemaligen künstlerischen, gesellschaftlichen oder politischen Vorstellungen und Absichten, mit denen ein Kunstwerk konnotiert war oder noch ist? So durchläuft die eine oder andere Ikone der Moderne zuweilen mehrere Medien, bis sie in und mit einem neuen Werk wieder in den Kunstkontext zurückkehrt. Ironie und Humor sind dabei oftmals Begleiter der neuen, diskursiven Setzungen der Künstler.
Gegliedert ist die Ausstellung entsprechend der Quellen der verschiedenen Zitate aus Kunst, Design, Politik, Religion, Werbung und Konsum. Dass es dabei zu Überschneidungen kommt, ist gewollt und entspricht dem Wesen der aktuellen Kunst. Um den Werken nicht eine eindimensionale Lesart aufzuzwingen, wird auf eine Kennzeichnung der Bereiche in der Ausstellung allerdings bewusst verzichtet.
Dem Ausstellungsbesucher bietet sich mit »Hirschfaktor. Die Kunst des Zitierens« die Möglichkeit, in einem faszinierenden Spektrum von Bildfindungen ebenso Neues in der zeitgenössischen Kunst zu entdecken wie Vertrautem zu begegnen.
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