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Tim Otto Roth

Tim Otto Roth

Geburtsjahr, Ort

1974
Oppenau im Schwarzwald
Deutschland

Rolle am ZKM

  • Gastkünstler:in
  • Künstler:in der Sammlung

Institut / Abteilung

  • Institut für Musik und Akustik

Biografie

Tim Otto Roth ist als Konzeptkünstler und Komponist mit ortsspezifischen Auftragsproduktionen zwischen Hanoi, Rom, Paris und New York unterwegs. Wie bei seiner ersten Einzelpräsentation am ZKM wird dabei immer wieder der öffentlichen Raum eingebunden: Im Winter 2004/05 erschienen im Kubus Subraum die 100-tägige Großprojektion der „Imachinationen“, eine fortlaufende ephemere auf der Kreiszahl Pi basierenden digitale Bildserie, die er u.a auch  auf einer Forschungsstation auf Spitzbergen, im mumok in Wien oder an der Bibliothek von Alexandria präsentierte.  
In jüngerer Zeit richtet der gebürtige Schwarzwälder seine Aufmerksamkeit verstärkt auf die Komplexität nichtlinearer Systeme, wie sie in Klimamodellen, zellulären Automaten oder biologischen Nervensystemen zu finden sind. Ihm geht es nicht darum, die zugrundeliegenden Modelle im Detail zu verstehen, sondern ein kybernetisches Sensorium für Interaktionen und Rückkoppelungen in netzwerkartigen Zusammenhängen zu entwickeln, die stets Unvorhersehbares und Unberechenbares zum Vorschein bringen. Dass das ohne explizites mathematisches Wissen geht, zeigt er anhand eines Jahrtausende alten Textilartefakts: einem Knüpfwerk, das er auch auf der Ausstellung „Fellow Travellers“ präsentiert. In Zusammenarbeit mit indischen Teppichknüpfern wird durch eine einfache Nachbarschaftsregel performativ die Farbkombination der Knoten in der je nächsten Zeile generiert – ohne Vorlage entstehen Muster „von selbst“, die sich der Vorstellungskraft entziehen. Die Prinzipien der Selbstorganisation überträgt er auch auf das Medium Klang, wenn er z.B. Pfeifen eine Wasserorgel nach diesem Prinzip spielen lässt oder wie beim „Sonapticon“ 2012 die Lautsprecher des ZKM Klangdoms in ein über Töne kommunizierendes neuronales Netzwerk verwandelt.

In seinen klangbasierten Werken betont er die Räumlichkeit des auditiven Erlebens, indem er zahlreiche von seinem Studio entworfene leuchtende Klangkörper physisch im Raum platziert oder sogar wie bei der ätherischen Präsentation des „Heaven’s Carousel“ 2015 zur Globale auf dem Karlsruher Friedrichsplatz über dem Publikum in Rotation versetzt. Der Raum wandelt sich so zu einem additiven Synthesizer, dessen Klangerlebnis sich ‚interaktiv‘ beim Begehen wandelt, in dem sich Töne der verteilten Tonquellen zu ortspezifischen Klängen mischen. Das farbige Aufleuchten verstärkt die physische Präsenz des Klangkörperensembles und erweitert diese zu einem elektroakustischen Musiktheater.

Neben seiner Auseinandersetzung mit Räumen, die er u.a. in der vermeintlich flachen Welt der Schatten wiederentdeckt, beschäftigt sich Roth seit über 20 Jahren zentral mit unsichtbaren und kaum greifbaren Naturphänomenen. Seine daraus entwickelte erweiterte Form von Land-Art reicht von seinen raumgreifenden Installationen als visuelle und klangliche Erfahrungsräume, die die Exponiertheit der Erde im Weltall durch die uns umgebenden kosmische Strahlung erleben lässt, bis hin zur hölzernen Fern- und Medienskulptur NATUR, die das Verhältnis von Kultur und Natur im ländlichen Raum des Schwarzwalds erkundet.

Roth ist neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker. Diese Verbindung der zwei Kulturen schlägt sich nicht nur in seinen eigenen wissenschaftlichen Publikationen, kuratierten Ausstellungen wie „Schatten im Blick?“ am Wallraf-Richartz Museum Köln (2018) und internationalen Forschungskooperationen nieder. Sein Plädoyer für eine Physik der Kunst, die das Materielle und Körperliche als Erkenntnisquelle stark macht, versteht sich stets als Brückenschlag zu unterschiedlichsten Wissenschaftsfeldern.

[Oktober 2024]

 

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