Francesco Mariotti
Geburtsjahr, Ort
Rolle am ZKM
- Künstler:in der Sammlung
Biografie
Francesco Mariotti ist ein Schweizer Künstler und Pionier der Kunst und Technologie. Sein künstlerisches Schaffen fokussiert sich auf die Untersuchung der Schnittmenge zwischen sozialen Prozessen, natürlichen Phänomenen und technologischen Werkzeugen. Mariotti wurde 1943 in Bern geboren und zog 1952 nach Peru. Von 1965 bis 1968 studierte er an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Nach seinem Abschluss nahm er als Vertreter der Schweiz an der 4. Documenta in Kassel (1968) und an der X. Biennale von São Paulo (1969) teil. Anfang der 1970er Jahre kehrte er nach Peru zurück und entwickelte verschiedene experimentelle, soziale und partizipatorische Projekte wie Contacta (Lima, 1971 und 1972), die Inkari-Festivals (Cuzco, 1972-1974), das Huayco EPS Collective (Lima, 1980-1981) – gemeinsam mit seiner Partnerin, der Künstlerin und Kulturpraktikerin María Luy – sowie seine Arbeit mit SINAMOS (National Social Mobilization Support System, eine staatliche Agentur) im peruanischen Hochland (Cuzco, Puno). Im Jahr 1981 kehrten sie in die Schweiz zurück und Mariotti nahm eine Tätigkeit als Generalsekretär beim Locarno VideoArt Festival auf. 1987 zogen sie nach Zürich, wo Mariotti eine systematische Arbeit begann, die mit der Schaffung von Licht- und kinetischen Skulpturen verbunden ist. Diese werden auch als Technoskulpturen oder "techno-zoomorphe" Skulpturen bezeichnet. Dabei handelt es sich um metallische Strukturen, die mit der Natur verbunden sind und zu denen Schaltkreise, Sensoren und Computer hinzugefügt werden. So entsteht ein Sammelsurium, das die Wahrnehmung eines lebenden Wesens erzeugt (einige rezitieren Gedichte, andere sprechen usw.). Seit den späten 1990er Jahren steht seine Arbeit im Dialog mit der Natur, von den mündlichen Traditionen und Mythen der Anden und des Amazonas bis hin zur Konfrontation mit komplexen Prozessen wie Klimawandel und Ökologie. Dabei entstehen "Hybrid- und Quantengärten". Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung des Konzepts des Hybriden sowie dem systematischen Studium des Glühwürmchens. Diese Forschungsinteressen haben Mariotti dazu veranlasst, das Binom Technologie und Natur in Richtung Recycling als Medium für die Kunst zu erweitern und in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Aktivisten Renaturierungsprojekte zu entwickeln. In den letzten Jahren hat er sich mit Umwelt- und Menschenrechtsfragen beschäftigt, indem er "Glühwürmchen-Memorials" als Hommage an Umweltaktivisten geschaffen hat. Das Mariotti-Luy-Archiv bildet den Kern für die Dokumentation und Kontextualisierung der verschiedenen Momente der künstlerischen und kulturellen Produktion von Francesco Mariotti und María Luy über fast sechs Jahrzehnte hinweg. Ihre Arbeit war stark von ihrer Zeit in Peru geprägt. Das Archiv befindet sich derzeit im Museo de Arte de Lima.