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Good Boy!

Performative Intervention von Tina Lorenz, Marc Schütze, Dan Wilcox & unitree Go2

© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Foto: Andy Koch.

Seit der industriellen Revolution sind immer komplexere, autonomer agierende Maschinen in unser Leben getreten und werden zunehmend selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft.

Diese technischen Entwicklungen wecken ambivalente Gefühle: Einerseits sehen wir in ihnen Gehilfen, Gefährten und Unterhalter, andererseits stehen sie symbolisch für Kontrolle, Macht und mögliche Bedrohung. Diese Dualität zwischen Nutzen und Gefahr zeigt sich besonders in der rasant voranschreitenden Militarisierung von Robotik und künstlicher Intelligenz.

Die Gewaltästhetik der Technik ist längst nicht mehr Science-Fiction, sondern Realität: Im 21. Jahrhundert dominieren zunehmend Drohnen, Kampfroboter und automatisierte Waffenarsenale die Schlachtfelder der Welt. Vierbeinige Schreitroboter werden nicht nur von Militärkräften wie der chinesischen Armee zur Schau gestellt, sondern auch im Ukrainekrieg als "Landdrohnen" eingesetzt. Die Polizei in Baden-Württemberg schaffte sich 2023 den ersten Roboterhund an, der bereits in mindestens einer Gefahrenlage im Einsatz war. Auch in zivilen Kontexten nimmt die technische Durchdringung stetig zu: Sicherheitsdienste setzen autonome Überwachungsmechanismen ein, von Gesichtserkennung in Kamera-Systemen bis hin zu Roboterhunden, die Depots oder Firmengelände kontrollieren.

Mit dieser Entwicklung stellt sich eine fundamentale gesellschaftliche Frage: Wie gehen wir mit einer Zukunft um, in der Menschen mit der Exekutive unter Umständen nicht mehr direkt verhandeln können? Wenn Maschinen nicht nur Schutz bieten, sondern zugleich zur Einschüchterung, zur Strafverfolgung oder gar zur Gewaltanwendung genutzt werden, wo verläuft dann die Grenze zwischen Werkzeug und autonomem Akteur?

Wer kontrolliert wen?

Die performative Intervention "Good Boy!" greift genau diese Fragen auf und spielt mit vertrauten Bildern: Das Haustier als gehorsamer Begleiter, der auf Kommando handelt, trifft auf das dystopische Bild einer technisierten, potenziell bewaffneten Zukunft. Die menschliche Figur in einem pelzbesetzten Mantel weckt Assoziationen von Dominanz und Kontrolle, während der Roboterhund als gefügiges Werkzeug erscheint – oder ist es vielleicht umgekehrt? Wer kontrolliert wen? Wer erteilt die Befehle, und wie sicher können wir uns noch sein, dass Maschinen nicht irgendwann autonom entscheiden und wer trägt hier eigentlich die Schuld, wenn was passiert? Und wie können wir als Gesellschaft eine öffentliche Debatte über diese Machtverschiebungen führen, bevor sich die Spielregeln unwiderruflich verändern?

Die Intervention zwingt uns, die Konsequenzen technologischer Entwicklungen weiterzudenken. Wenn jede Maschine potenziell zu einem Söldner werden kann, stellt sich die Frage, in wessen Händen diese Technik liegt und ob wir sie da beruhigt liegenlassen sollten. Haben Tech-Oligarchen wie Elon Musk beispielsweise noch eine zivile Maschinenfabrik in Deutschland, oder bauen sie schon an einer Privatarmee an einem geopolitisch strategischen Ort, an dem auch die US-Armee bis heute Stützpunkte betreibt?

Wir müssen uns fragen, wer hier am Ende wirklich an der Leine geht.

Credits

Good Boy!, 2025
Performative Intervention

Idee: Tina Lorenz
Produktion: Dan Wilcox,Marc Schütze
Performance: Tina Lorenz, unitree Go2
Fotografie: Andy Koch
 

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