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Ein Karlsruher bespielt die Schlossfassade (BNN)

Bei den Lichtshows feiert ein Werk von Holger Förterer Premiere / Nächste Woche Best-of-Shows

© KA300/Helge Worden Photography
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Aus: Badische Neueste Nachrichten, 22.08.2015
Autorin: Tina Kampf


Am heutigen Samstag steht erneuert ein Wechsel bei den Schlosslichtspielen an – wobei ein Karlsruher eine andere in der Stadt ansässige Gruppe ablöst: Das von „Pong.li“ verantwortete interaktive Computerspiel gegt aus dem Programm. Dafür feiert die Show „Epilog“ von Holger Förterer Premiere. „Ein wenig aufgeregt bin ich schon“, sagt der 42-Jährige. „Und ich fühle mich auch geehrt, dass ich hier etwas zeigen darf.“
          Knapp zehn Minuten dauert der Beitrag, bei dem Förterer eine Zeitreise in die Zukunft absolviert. „Die Idee ist, dass das Schloss in den nächsten 300 Jahren sich selbst überlassen wird. Es bekommt Risse, es wuchert zu.“ Seine Arbeit unterscheidet sich dabei von den bisher gezeigten – im Programm sind aktuell noch die Shows von „Maxin10sity“, Bordos und Xenorama. „Mein Beitrag ist eher eine Art interaktives Gemälde, ich setze nicht auf schnelle Schnitte.“ Bis zu sechs Zuschauer können das Geschehen auf der Schlossfassade nämlich beeinflussen. Sie können zum Beispiel Vögel aufscheuchen, die auf den Bau projiziert werden.
          Förterer simuliert auch Wind. Und das Wachsen von Bäumen. „Ich zeige kein Video. Wegen der Interaktion wird vielmehr jedes Bild in Echtzeit berechnet“, erklärt der gebürtige Bochumer. Er kam nach dem Zivildienst im Winter 1993 zum Studieren nach Karlsruhe. Eigentlich wollte er sich damals an der Hochschule für Gestaltung (HfG) für Medienkunst einschreiben und parallel dazu für Informatik an der Uni. „Das ging nicht“, sagt Förterer. Also studierte er zunächst nur Informatik, in der Mitte des Hauptstudiums dann aber doch zur HfG wechselte und machte dort auch seinen Abschluss. Auch dafür erarbeitete er eine Projektion – bei der virtuell Blut über eine Gebäudefassade auf dem Schlachthofgelände floss.
          Förterer stellte dann im Lauf der Jahre im ZKM aus, unter anderem präsentierte er dort eine Flugsimulation durch ein Meer aus Klängen. Die Metropolitan Opera in New York engagierte ihn für eine Bühnenproduktion für Faust, er war in Bayreuth an einer Ring-Inszenierung beteiligt. Und für den Cirque du Soleil arbeitete er in Las Vegas. Zuhause ist Förterer in der Oststadt. Er sagt: „Ich fühle mich als Karlsruher.“ Aufmerksam verfolgt er die Entwicklung in der Stadt. Zum Beispiel, wie die Südstadt-Ost wächst. „Dass da so geballt gebaut wird – ich hoffe, dass die Stadt das gut übersteht“, sagt der Künstler. „Ich frage mich wirklich, wie Karlsruhe in drei Jahrhunderten aussieht.“ Die Zuschauer der Schlosslichtspiele erfahren nun zumindest, wie er sich das Schloss in 300 Jahren vorstellt – für den Fall, dass die Menschen verschwinden.

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