Das digitale Bauhaus
Meisterwerke der Klangkunst aus der Sammlung des ZKM | Karlsruhe
Fr, 19.08. – So, 11.09.2005
Das Kunstfest zeigt eine repräsentative Auswahl aus der Sammlung des ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie. Mit dieser Ausstellung knüpft das Kunstfest bewusst an die immer wieder unterbrochenen »Moderne«-Bewegungen auf dem historischen Boden Weimar an und stellt sich in die »Bauhaus«-Tradition dieses Ortes.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Klangkunst als eigenständige Kunstform entwickelt und eine wachsende Aufmerksamkeit durch die Museen und das Publikum erfahren, z.B. die Ausstellung »Sons et lumières« (Centre Pompidou, Paris, 2005). Auch das große Publikum erfreut sich immer mehr an den ungeahnten Möglichkeiten des Klanges in seinen räumlichen und visuellen Präsentationen bzw. Installationen. In jüngster Zeit ist die Klangkunst durch zukunftsorientierte Medien- und Computertechniken in eine neue Phase eingetreten. Digitale Technologien erlauben neue Verbindungen von Ton und Bild unter Einschluss des Betrachters. Interaktive Klangkunstwerke, die auf das Verhalten des Betrachters reagieren, bieten die Möglichkeit, Bildereignisse zu steuern. So werden die Utopien der Synästhesie und der Synchronie des frühen 20. Jahrhunderts, wie sie auch im Bauhaus geträumt und von den Musikvideos inzwischen populär gemacht wurden, zu Anfang des 21. Jahrhunderts verwirklicht.
Die in Weimar präsentierten Medienkunstwerke verknüpfen die neuesten Entwicklungen der Bild- und Tontechnologien mit künstlerischen Konzepten. Die audiovisuelle interaktive Installation »Messa di Voce« (2004) von Golan Levin, Zachary Lieberman, Jaap Blonk und Joan La Barbara stellt eine einzigartige Verbindung zwischen Software-Art und menschlicher Stimme dar – ein Werk von populärer Attraktivität.
Die »Pattern machine« (2004) von Ludger Brümmer, Chandrasekhar Ramakrishnan und Götz Dipper präsentiert sich als interaktives Werkzeug zur Gestaltung musikalischer Muster. Hier werden Strategien des Komponierens und der Wahrnehmung in Form von Musterbildung, Ableitung und Verlaufsform formalisiert und erfahrbar gemacht.
Die Möglichkeit einer elektronischen Performance bietet die Arbeit »Miraton« (2003) von Frederic Post. Ein speziell entworfenes Keyboard, getragen wie eine Gitarre mit einem Schultergurt und mit einem Laptop verbunden, erlaubt dem Besucher mit Tönen zu improvisieren und zu experimentieren. »Bubbles« (2001) von Wolfgang Münch & Kiyoshi Furukawa spielt in subtiler Weise mit der Ästhetik der Interaktion und der Verknüpfung von Bild und Ton: Durch ihren Schatten können die Besucher projizierte Seifenblasen bewegen oder zum Platzen bringen und dabei Klänge, nichtlineare musikalische Strukturen, auslösen. Aber auch Werke wie Nam June Paiks »Internet Dream« (1995), eine Videoleinwand mit den gängigen Datennetzen, Bernhard Leitners den Zenit akustisch auslotendes »Firmament« (1996) oder Bruce Naumanns Audio-Dokumentation »Six Sound Problems for Konrad Fischer« (1968) finden in der Ausstellung ihren Platz.