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Ausstellung

neuFundland II

Multimediale 4

Sa, 13.05. – So, 21.05.1995

Die Vielfalt der neuen Medientechnologien konstituiert eine fruchtbare Landschaft kreativer Erforschung. Das ZKM | Institut für Bildmedien bietet Künstlern und Wissenschaftlern die Möglichkeit der Zusammenarbeit, um dieses neue Terrain zu erkunden und zu beschreiben. »neuFundland« steht für einen imaginären und dennoch realen Ort, in dem wir dem Publikum die Gelegenheit geben möchten, die reiche Vielfalt dieser digitalen Kunstwerke zu erforschen und zu erfahren.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind wir Zeugen einer fortschreitenden Dematerialisierung der Formen, die durch das Streben nach singulärer Leichtigkeit und Wandelbarkeit hervorgerufen wird. Raum, Zeit und Interaktion sind zu Gestaltungsmitteln einer brodelnden Atmosphäre geworden, in der wir Wirklichkeit dekonstruieren, Identitätszwänge umgehen und eine flüchtige Poetik des Raums, der Person und der Erfahrung heraufbeschwören.

Diese medial vermittelte Landschaft besitzt eine digitale Topographie, deren vernetzte Kosmographie die reale Welt in einem televirtuellen, imaginären und sozialen Raum wiederspiegelt. Als körperlose und rekonstruierte Identitäten treffen und unterhalten wir uns zwanglos in diesem virtuellen Environment. Doch da der digitale Raum keine natürliche Geographie besitzt, müssen seine Dimensionen zunächst als fiktive Umgebung gestaltet werden, in der wir uns selbst und auch andere wiederfinden können. So wird eine unendliche Formenlandschaft ermöglicht, in der sämtliche Metawelten, die im Raum der Algorithmen entwickelt werden können, die Aussicht auf eine gänzlich kovariante Welt eröffnen. In dieser neuen Landschaft werden alle traditionellen Grenzen in Frage gestellt - Innen und Außen, Wirklichkeit und Fiktion, Ich und Andere. Die Oberfläche wird zur osmotischen Öffnung für das Virtuelle und ermöglicht es uns, fiktive Räume, die zugleich auch telepräsente reale Räume sind, miteinander zu verbinden.

Da der Cyberspace als Ganzes ein wesensmäßig spielerisches Gebilde ist, wird das Spiel zu einer seiner grundlegenden Aktionsweisen. Die uralte Spannung zwischen transzendentalen und materiellen Wahrheiten, die jeden physischen Ausdruck in Frage stellt, scheint sich nun im Reich der immateriellen Repräsentation aufzulösen. Kunst wird zum Paradigma, das es ermöglicht, neue Wertbezüge herzustellen, die dieses »neuFundland« mit Bedeutung füllen.

In der Auseinandersetzung mit den neuen Technologien in den Bereichen Computergraphik und -animation, Virtual Reality, Interaktion, Multimedia, Videographie, Telepräsenz und Telekommunikation präsentieren internationale Künstler, die zwischen 1993 und 1995 am ZKM zu Gast waren, wichtige Beiträge zur Evolution unserer technologischen Kultur. Diese Arbeiten haben eine Reihe bedeutender Themen gemeinsam: den fließenden multidimensionalen Raum, der durch Telekommunikation und Virtualität bestimmt wird, die Simultanität verschiedener Zeitebenen durch die medial geschaffene Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, den erweiterten Körper, beschrieben durch unsere Telepräsenz im digitalen Raum, sowie die Metasprachen, entstanden durch die Ataxie der Texte, Wörter und Bilder in unserer Medienkultur.

»neuFundland« bestimmt unsere Landschaft kultureller Erfahrung neu und ist in diesem Sinne ein Ort der Erforschung und Entdeckung.
 

Werke

• Peter Callas, Men of Vision, 1993
• Caroline Dlugos, Aus fremden Gärten, 1995
• Chris Dodge, The Winds that Wash the Seas, 1994/95
• Agnes Hegedüs, Between the Words, 1995
• Toshio Iwai, Piano – as an Image Media, 1995
• Eric Lanz, Les gestes 2, Index, Lexique, Synthèse, 1994
• Yasuaki Matsumoto / Masayuki Towata, Schwerkraft und Gnade, 1995
• Miroslaw Rogala, Lovers Leap, 1994/95
• Bill Seaman, Passage Sets, 1994/95
• Maja Spasova, The Portrait Gallery, 1994/95; Sibyl, 1995
• Stacey Spiegel, Crossings, 1995
• Signe Theill, Welten, 1994/95
• Tamás Waliczky, The Way, 1994
• Jeffrey Shaw, Die telepräsenten Betrachter, 1995
 
• Artintact 1 und Artintact 2, 1994/95
Präsentation des CD-Rom Magazins, Konzept: Jeffrey Shaw
 
• Improvisation Technologies, 1994
Interaktive Computerinstallation
Kooperation mit dem Ballett Frankfurt
Konzept: William Forsythe
 

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